Sexuell aufklären – Dr. med. Bretschneider


Ziele der sexuellen Aufklärung und Erziehung

Jeder Elternteil, jeder Vater, jede Mutter müssen sich zum Ziele setzen, daß der künftige Staatsbürger oder die künftige Staatsbürgerin, die sie erziehen, sich nur in einer Familie glücklich fühlen können und daß sie auch nur in dieser Form die Freuden des Geschlechtslebens zu finden imstande sind. Setzen die Eltern sich dieses Ziel nicht, erreichen sie es nicht, so werden die Kinder ein unordentliches Geschlechtsleben beginnen; sie werden ein Leben voll allerlei Dramen, Unglück, Schmutz und gesellschaftlichem Schaden führen.

Welche Grundsätze sollen die Erziehung bestimmen?

Für den Erfolg einer Erziehung ist vor allem das eigene Beispiel entscheidend. Der sexuell Haltlose, der Verheiratete, der "nebenher" ein Verhältnis hat, die Verheiratete, die einen "Hausfreund" empfängt, der Homosexuelle, die Unverheiratete, die allmonatlich mit einem neuen Freund zu sehen ist; sie alle sind für eine sexuelle Erziehung ungeeignet.

Welche wesentlichen Eigenschaften soll die sexuelle Erziehung herausbilden?

Die Befriedigung unserer Triebe ist ausgesprochen lustbtont; deshalb neigen wir dazu, ihnen nachzugeben. Da unsere Triebe, wie wir schon hörten, nicht durch unsere Instinkte abgesichert sind, sondern die Begrenzung vorwiegend durch unsere Einsicht, unser Wollen geschehen muß, liegt die große Gefahr darin, daß sich der Trieb verselbständigt und uns zu beherrschen sucht. Die Befriedigung des Lustgefühls wird zum einzigen Ziel. Deshalb ist die Erziehung zur Selbstbeherrschung und Selbstzucht die wichtigste Hilfe, die sexuelle Erziehung zum Erfolg zu bringen.

Erziehung durch Beeinflussung der Umwelt

Die Beherrschung des Sexualtriebes können wir unseren Kindern dadurch erleichtern, daß wir überflüssige sexuelle Reize von ihnen fernzuhalten suchen. Es ist festgestellt worden, daß die Jugend, die in der Großstadt aufwächst, eher die sexuelle Reife erreicht als die Jugend in abgeschiedenen ländlichen Gegenden.
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Einfluß auf die frühe Reife hat sicher auch die Tatsache, daß Stadtkinder weniger den Reizen von Sonne, Wind und Temperaturschwankungen ausgesetzt sind als Landkinder. Man sollte deshalb dafür sorgen, daß sich die Kinder in der Stadt möglichst viel im Freien aufhalten. Auf diese Weise führt der Tagesablauf zu einer gesunden Müdigkeit, die schwüle Gedanken nicht so leicht aufkommen läßt.

So, nun kann jeder von Euch einmal in sich gehen und überlegen... Wie war das eigentlich bei mir? Was haben meine Eltern versäumt? Wo habe ich als Elternteil vielleicht schon etwas versäumt? Oder (schlimmer) etwas falsch gemacht??

(Quellenangabe: Bretschneider, Dr. med.: Sexuell aufklären – rechtzeitig und richtig, 13. Auflage 1969, Urania Verlag, Leipzig/Jena/Berlin, S. 43, S. 46, S. 54 und S. 65 f.)

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